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  • AutorenbildKatrin Streeck

Ringelnatz

Aktualisiert: 2. Juni 2021


Joachim Ringelnatz (1883–1934). Foto: Pinterest


Ringelnatz


Da kam mal ein Mann aus Wurzen,

der liebte Gedichte, die kurzen.

Er konnte auch die langen,

da musste niemand bangen,

es fiel ihm immer etwas ein.

Manches war für Groß,

anderes für Klein.

Als Kind, da aß er Kekse,

die waren aus Wurzen, weeßte.

Dann war er groß

und ließ es sein.

Weil, es musste härter

als Schiffszwieback sein.

Darum fuhr er dann zur See,

das tat ihm oft weh.

Davon ließ er sich nicht kriegen.

Ein Leichtmatrose hat es nicht leicht.

Er fährt so lange, bis es ihm reicht.

Dann ging er nach Hamburg und nach Kiel,

dort lernte er viel.

Er kannte auch Leipzig und Frankfurt am Main.

Er lebte in Amsterdam ganz ohne Gras.

Hier hatte er überhaupt keinen Spaß,

wurde krank, saß im Knast,

wo er auch nicht genas.

In München machte er Witze

und bekam dafür Bier.

Das wurde zu viel.

Er haute ab, war hier und dort.

Das Leben trieb ihn hin und fort.

Am Ende landete er in Berlin.

Da wollten alle Künstler hin.

Berlin hat ihm kein Glück gebracht.

Jammerschade und gute Nacht!


11.04.2021

© Katrin Streeck




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