
Hühnergott. Foto: Roselie auf Pixabay
Der Hühnergott
In einer großen Hühnerschar
entstand ein Streit,
warum, das war nicht klar.
Vermutlich ging es um Regenwürmer!
Jedes Huhn wollte noch mehr,
als was der Schnabel konnt' erhaschen.
Der Hahn, der sich im Sand grad' sonnte,
überlegte, was er machen konnte,
um seine Hennen zu beruhigen.
Da kam ihm folgender Gedanke:
Ich müsste eine Religion erschaffen
und ich wäre das Oberhaupt.
So könnte ich das Hühnervolk versöhnen.
Sie täten es mit Liebe löhnen.
Er sah sich um und pickte rum,
ob er den passenden Gott fände.
Und wie er pickte, so am Ende,
da fand er einen Stein mit Loch
und sprach bei sich:
Oh sieh, ach schau, also doch,
das wäre mal ein feiner Gott.
So spähte er durch dieses Loch.
Die Hennen kamen gleich herbei
und fragten: Hahn,
was tust du da?
Er sprach: Ach, Hennen,
seht ihr es nicht?
Es ist der Hühnergott,
der zu mir spricht.
Was sagt er dir,
wollten sie wissen.
Er sagt, nichts sollt ihr
mehr vermissen.
Folgt immer eurem lieben Hahn,
der wird euch Käfer,
Maden, Würmer zeigen,
und niemals sollt ihr Hunger leiden.
Das gelobten sie zugleich
und schworen diesem Bund die Treue,
auf dass es niemals sie gereue,
einem Stein mit Loch
zutiefst zu trauen.
Man hat schon anderen Betrug gesehen,
wenn man nur glaubt,
wird alles so geschehen.
09.04.2022/29.09.2022
© Katrin Streeck
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